Freitag, 8. Juni 2012

E3 2012 - Gewalt hat Konjunktur

Hinweis: Dieser Blog-Eintrag wurde nie ganz fertig gestellt weil mich das Thema zu agressiv machen tute. Aber ich hab ja auch niemanden darum gebeten das zu lesen! Außerdem hasse ich Blogspots Editor der einem keinen Rahmen um eingebettete Videos gestattet. Ich bin ausgebildeter Entwickler verdammte Kacke! Wenn ich HTML anfassen wollen würde wäre ich Kindergärtner geworden und hätte mich im Übereifer mit der Erstellung einer Homepage für die Eltern betrauen lassen die dann nach 8 Jahren immernoch genauso aussieht wie am ersten Tag weil nie jemand die Zeit gefunden hat Inhalte einzustellen. ABER HAUPTSACHE SON DÄMLICHES "Under Construction"-Schild in der Ecke!!!

*räuspergrml*

Früher war alles besser...

Meine erste E3 verfolgte ich damals mit etwa 13 Jahren. Die Messe tagte 1998 in Atlanta und mein hart erarbeitetes 64Power - Abo brachte mir alle Neuigkeiten für meinen geliebten N64 direkt aus dem weit entfernten Amerika. Über den Tellerrand blickte ich lediglich im Zeitschriftenladen. Doch eines war auch für mich bemerkbar: In der Gaming-Branche herschte Aufbruchstimmung. Die Budgets für Games wurden ernstzunehmend und Träume sowie Visionen entsprechend größer. Damals noch keine Multimillionen-Show wie heute, waren aber fast exklusiv Enthusiasten auf den Bühnen die Spiele vorstellten, die Gamern von damals bis heute tief im Herzen verankert sind. Man bot Eindrücke von Perlen wie: Diablo 2, Unreal, Metal Gear Solid, Perfect Dark, Zelda: Ocarina of Time, Silent Hill, Pokémon, Half Life, Legacy of Kain: Soul Reaver und Final Fantasy VIII. Viele neue Ideen oder zumindest Große Fortschritte gegenüber Vorgängern waren zu vermerken. Ebenfalls nicht zu vergessen: Sega präsentierte endlich die Dreamcast der breiten Menge, wenn auch mit keinem einzigen Game auf dem Showfloor und den Geiern bereits im Anflug. Das Universum der Videospiele war ein großartiges. Der Fortschritt war rasant und an jeder Ecke taten sich gänzlich neue Perspektiven auf. 



Auch in den folgenden Jahren setzte die Branche ihren Marsch zum großen kommerziellen Erfolg fort. Früher nur als Zeitvertreib für Außenseiter und Einzelgänger bewertet, wurden durch technischen Fortschritt, leichtere Verfügbarkeit, massentauglichere Themen und ansprechendere Spielkonzepte "Telespiele", wie Mama sie gern nannte, zur wesentlich tauglicheren Massenware. Es war zunehmend akzeptabel seine Freizeit in virtuellen Welten zu verbringen und spätestens die Wii etablierte dann eine generelle Akzeptanz selbst in unserer Elterngeneration.

E3 2012


14 Jahre später, Los Angeles. Seit Jahren nun Hort der Electronic Entertainment Expo füllt sich das L.A. Convention Center mit Publikum aus der ganzen Welt. Hotels in der ganzen Stadt sind seit dem Vorjahr ausgebucht... doch die breite Masse wirkt anders als 1998... nicht nur finden sich in der deutlich gewachsenen Menge an Reportern und anderen Artikeltippern vermehrt Vertreter der großen internationalen Medienunternehmen, sondern auch die Aussteller wirken wesentlich professioneller. In einer Zeit in der jedem Interview ein PR-Berater zur Seite steht, in dem Terminpläne schon Monate vorher ausgearbeitet werden hat sich aber auch die Produktlandschaft erheblich verändert.

Die Multi-Milliarden-Industrie hat aus einer einst kreativen und bunt gemischten Blumenwiese voll fruchtbarem Potential und Ambitionen eine funktionierende Industrieanlage mit Spannbetonparkplatz und Parkuhren gemacht. Wo früher kreative Köpfe mit Visionen die Unternehmen leiteten sitzen jetzt Leute mit vermeintlich geringem Interesse an Gaming aber einem Händchen für Geld. Was dabei rauskommt ist absehbar: Spiele werden darauf reduziert, was am meisten Geld bringt und Begriffe wie "Innovation", "Kreativität" und "Freiheiten" werden auf Risikofaktoren, Profitwahrscheinlichkeiten und Marktrelevanz heruntergebrochen. Ganze Armeen von Zielgruppenanalysten und Marktbeobachtern werfen ihre Meinungen in einen Topf und panschen damit den Sud in dem unsere Gaming-Süppchen gekocht werden.

Neben Themen wie "Social Gaming", "Entertainment for the whole family" und "Motion controlled games" gibt es daher vornehmlich immer das Selbe auf der Messefläche zu sehen: Fortsetzungen bereits erfolgreicher Franchises und ein großes Angebot an Games mit dem Anspruch einer Lernsoftware für autistische Kinder mit Inselbegabung beim Tischdecken häkeln.

"Kameras! Los, wir ballern uns die Birnen weg!"

Da kommen also millionenschwere Vetreter der größten Firmen im Business auf die Bühne und präsentieren jedes Jahr die vermeintlich wichtigsten kommenden Titel. Dabei glänzen sowohl Spiele als auch Präsentatoren immer mehr durch akuten Mangel an eigenem Charakter, übertönen dies jedoch durch Gewehrschüsse und Geschrei. Ganz prominent und immer wichtig: das für das jeweilige Jahr aktuelle Call of Duty. Mitlerweile in der gefühlt hundertsten Iteration gibt es amerikanischen Nationalstolz, großkalibrige Waffen, explodierende Messer, Häuserkämpfe , brennende Städte sowie Unmengen kinoreif inszenierter Tode durch Kugeln und Messer in Köpfe, Beine, Arme und Hoden (schließlich soll die Menge ja auch "humorvoll" unterhalten werden). AMURRIIICAAA! Wie Hollywood aus dieser Gewaltgier allein zu profitieren ist aber nicht schlimm genug. Wenn ein Franchise schon Milliarden schaufelt, dann sind die Wettbewerber natürlich sofort mit dabei um sich ihr eigenes Stück vom Kadaver der internationalen Hochkultur zu reißen. 


Um gegen das goldene Kind von Publisher Activision gegenhalten zu können schickt die Konkurrenz (Electronic Arts) daher dem aktuellen Battlefield 3 gleich noch einen weiteren Kriegsshooter hinterher der den beiden Veteranen im Stall so sehr ähnelt dass es selbst dem trainierten Auge fast schon schwer fällt die 3 voneinander zu unterscheiden. Schockierenderweise scheint sich aber alles von Jahr zu Jahr besser zu verkaufen, ist man doch seit 2009 mit den modernen Kriegsballereien weltweit millionenfacher Bestseller.  Mord und Gewalt haben Konjunktur und so schaffen es Sony und Microsoft allein auf ihren Presse-Konferenzen beeindruckende 218 virtuelle Tode zu verbuchen. Gewalt ist eben ein geradliniges Konzept dass auch der primitivste Mensch versteht und jeder spielt gerne den Superhelden und Underdog.  So überrascht es nicht dass auch das restliche präsentierte Angebot an digitaler Unterhaltung nicht gerade zimperlich mit derartigen Themen umgeht. Was Videospiele angeht, scheint zu gelten: Gewalt ist die Lösung!


Doch auch abseits von den Shootern aus der Waffenperspektive macht sich der Missstand breit. Nicht nur werden aus Franchises die traditionell Alternativen zur übermäßigen Gewaltanwendung boten (Klartext: Splinter Cell / Assassins Creed / Hitman) zunehmend reine Ballerspiele und Metzelorgien, sondern es werden neben einem gewissen spielerischen Anspruch auch jegliche Individualitäten zum vermeintlichen Idealprodukt verschmolzen. Ghost Recon übernimmt etwa massig Elemente von Splinter Cell, dass sich mitlerweile spielt wie Tomb Raider welches wiederum zunehmend aussieht wie Uncharted. Alles Spiele, die vom ursprünglichen Grundkonzept einst teilweise verschieden wie Tag und Nacht waren. Aus erstklassigen Horror-Action werden spontan Coop-Games gemacht um den Massen-Appeal zu steigern - so zu sehen in der Resident Evil Reihe und dem jüngsten Ableger des großartigen Dead Space. Gamedesign scheint sich mehr und mehr nach Markttauglichkeit und weniger nach Innovativen Ideen und Konzepten zu richten. Alles im Dienste des Profits. Wer Millionen investiert um ein Spiel zu finanzieren, will schließlich kein Glücksspiel betreiben sondern seine Investition mit Gewinn zurückerhalten.


Die Frage die man sich am Ende stellen muss ist, ob diese Entwicklungen wirklich negativ sind. Für die breite Masse bietet sich doch immerhin ein Unterhaltungsspektal vom Feinsten mit niedriger Einstiegshürde und garantierter Unterhaltung? Firmen wie Nintendo bieten immerhin auch massig Angebote für die heranwachsende Generation. Im nächsten Jahr wird es so wieder massig Fortsetzungen und Neuauflagen geben die für jede Sorte Gamer ein passendes Entertainment Fast-Food bereitstellen. Das Überleben der Industrie und Unterhaltung ist gesichert, die Kundschaft zufrieden und die Kinder ruhig gestellt wenn Papa und Mama mal wieder abends etwas Zeit für sich brauchen.



Leider haben diese Produkte jedoch ein Problem: Es mangelt ihnen oft an der Möglichkeit ihr vollständiges Potential auszuschöpfen. Selbst neben der stetigen Diskussion ob Video-Spiele denn nun wirklich Kunst sein können, muss eigentlich jedem klar sein, dass sie als Medium wesentlich mehr zu bieten haben als das was auf der E3 so groß publiziert wird. Stattdessen lässt man die Messe aber lieber aussehen wie die Generalversammlung der anspruchslosen grenzdebilen Gewaltneurotiker der westlichen Welt und nimmt sich somit die Glaubwürdigkeit in jeder zukünftigen Diskussion in der es wieder mal um den negativen Einfluss der Medien auf unsere Gesellschaft geht.

Lediglich 2 Projekte habe ich in den Presse- Briefings bemerkt, welche mich wirklich positiv überrascht haben in dieser Hinsicht: Ubisofts "Watch Dogs" und Sonys "Beyond - Two Souls". Beide Titel die sicherlich auch auf bereits erprobten Formeln aufbauen, jedoch hier in einer Art präsentiert wurden die Möglichkeiten und Potential erahnen lassen. Das Feedback war entsprechend begeistert. Warum also traut man es der Menschheit nicht zu dass auch anspruchsvolle Unterhaltung Mainstream werden kann? Müssen wir unbedingt alle so dämlich und schroff wie möglich gehalten werden? Es ist traurig anzuschauen wenn etwas das einem wichtig ist, derart an der kurzen Leine gehalten wird. Natürlich muss durch Popcorn-Unterhaltung für eine finanzielle Grundlage gesorgt werden, aber es wäre schön zu sehen, mehr dieser anspruchsvollen Titel und neuer Spielkonzepte auf den großen Bühnen zu sehen. 

Hier noch eine kleine Sammlung all dessen was man als interessierte Person mal gesehen haben sollte. Abseits von jeglichen Vorurteilen und nach meinem Geschmack ausgewählt.

Lego City Undercover:
Ein totaler Überraschungstitel der nach einer Menge Spaß aussieht. Schafft man es hier, die GTA-Reihe und Lego auf Naht zusammen zu schweißen, könnte uns ein wirklich interessantes und unterhaltsames Spiel ins Haus stehen. Ich bin bereits jetzt in die Vorstellung verliebt wie Unfälle und Zerstörung einen Haufen Lego-Steine aus Teilen der Stadt machen könnten.


The Last of Us ist bereits seit Jahren bei Uncharted-Macher Naughty Dog in der Entwicklung. Die Handlung dreht sich dabei um den Protagonisten und seine minderjährige Begleiterin. Entgegen der E3 Demo, welche hauptsächlich aus Ballern und Faustkampf bestand, erwarte ich wirkliche emotionale Tiefe von dem Titel. Ein klassischer Fall für Spiele die es so auf den Konkurrenz-Platformen nicht gibt.

Far Cry 3 dreht sich um einen jungen Burschen der mit seinen Freunden Urlaub macht und sich relativ fix auf einer Insel voller Bekloppter wiederfindet. Das ganze wirkt nach einem sehr actionlastigen Shooter mit Stealth-Elementen und einer sehr trippigen Story. Ich bin schwer gespannt!









Dishonored: Steampunk, Superkräfte, Stealth-Gameplay. Eine Kombination die man heute so nicht mehr allzuselten sieht die aber auch in den ersten Gameplay-Szenen mehr als überzeugend wirkt. Obgleich man eine Art überirdischer Assassine mit Rache im Blut steuert, soll es wohl in vielen Szenarien möglich sein, Missionen abzuschließen ohne sein Ziel überhaupt zu töten. So wurde beispielsweise eine Mission gezeigt wo ein Ziel über einen Komplott in seine eigenen Sklavenminen geschickt wurde statt einfach zu sterben. Großartige Ideen. Mal schauen was die Umsetzung am Ende taugt...


Forza Horizon bietet Forza auf normalen Straßen, Zivilverkehr inklusive und mit massig Spaß wie es bisher aussieht.... mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Oh! Massiver Bass-Drop bei 1:03 im Video. WUBB WUBB WUBB WUBB WUBB WUBB


Halo 4: Halo... der Vierte... massiver Fortschritt auf der technischen Seite und ein neues Szenario mit neuen Feinden. Ob es wirklich nötig war das Franchise noch weiter am Leben zu halten werde ich im Herbst selber sehen. Die Sammler-Edition ist vorbestellt... und mir vergeht die Lust Videos rauszusuchen.

Insgesamt hatte die E3 wieder für alle etwas zu bieten und auch der Indi-Markt hat sehr viele coole Angebote. Ich schlage daher jedem Interessierten vor, sich mal auf den 1up.com's und den IGNs dieser Welt umzusehen.

In diesem Sinne...

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